Weihnachten tun sich Türen auf…

Published by Jonas on

Zu Weihnachten tun sich Türen auf. Das sind die schönsten Augenblicke: Wenn die Tür zum Weihnachtszimmer sich öffnet und der Tannenbaum strahlt; wenn die Tür zu den Herzen der Menschen sich öffnet, die einander liebhaben; wenn Menschen Türen zueinander auftun, die bisher verschlossen waren. Keineswegs nur Kinder können zeigen, was sie sich von Weihnachten erhoffen und warum sie sich auf dieses Fest besonders freuen. Auch Erwachsene spüren immer noch die Kindesnatur, wenn auch versteckter als in früheren Jahren. Wir alle warten auf das Fest, das uns als Fest von Kindesbeinen an wichtig geworden ist: Weihnachten als Weihnachten. Wir warten auf den schönen, geheim nisvollen Tag, der seinen Zauber und seine Stimmung möglichst lange behalten möge. Wir sind gespannt auf die Begegnungen mit Eltern, Großeltern, Kindern, Enkeln, Freundinnen und Freunden. Wir sind bereit, einander Zeit zu schenken – mehr als sonst. Gespannt sind wir natürlich auch auf die Geschenke als Zugaben des Festes.

Weihnachten tun sich Türen auf. Viele hoffen, dass im Zeichen von Weihnachten einmal alles gut sein wird, was sie bekümmert und bedrückt. Haben die Hoffnung, dass sich für sie der Himmel ein Stück weit öffnet, Streit und Zwietracht zur Ruhe kommen, wenigstens für ein paar Tage oder auch nur für ein paar Stunden.

Weit über das persönliche Wohlergehen hin aus hoffen viele, dass sich der Himmel endlich auch für die Menschen öffnet, deren Leben in den Kriegs- und Konflikt gebieten unserer Erde durch Gewalt und Zerstörung, durch Hunger und Krankheiten täglich akut bedroht ist – oder die ihre Heimat verlassen müssen, um andernorts auf Asyl und neue Lebensperspektiven zu hoffen. Die Menschen im medial in den Hintergrund getretenen Jemen leiden immer noch unter der größten humanitären Katastrophe der Welt: Mehr als 80% der Bevölkerung – 24 Millionen Menschen! – brauchen nachhaltige Unterstützung. Immer noch kommen in großer Anzahl über tausende Kilometer Flüchtlinge über das Mittelmeer, oft verbunden mit größten persönlichen Risiken, weil sie mit ihrer Vision von “Europa” eine sichere Zukunftsperspektive verbinden. Millionen Menschen sind mittlerweile aus der Ukraine in westliche Nachbarländer geflohen. Vielfältig ist die persönliche Hilfsbereitschaft, in Kirchen, Zivilgesellschaft, Staat und Politik. Möge sich durch das Engagement und das Mitgefühl vieler solidarischer Menschen erweisen, dass unsere Zivilisation mehr ist als nur “ein dünner Lack über einer bestialischen Animalität des Menschen” (Christoph Fleischmann). Auch hier in Kopenhagen öffnen zahlreiche Menschen heimatlos gewordenen Flüchtlingen die Tür zu ihren Herzen und Häusern und sorgen für eine schnelle und menschenwürdige Aufnahme und Unterbringung.

Weihnachten tun sich Türen auf: Die Tür zum Stall von Bethlehem. Dabei genügt es nicht, dass die Geburt des Jesuskindes vor über 2000 Jahren in Bethlehem stattfand, denn dieses Ereignis war keine geschlossene Veranstaltung in einem fernen Winkel des Römischen Weltreiches.

Noch heute will uns die Menschwerdung Gottes anstoßen, die Türen zu unseren Herzen zu öffnen. Mögen sie sich weit öffnen, besonders für die Menschen, die durch materielle Not, Hunger, Verfolgung, Krieg und Gewalt ihre Heimat verlassen und sich auf riskante Fluchtwege wagen. Nehmen wir sie mit hinein in unser Weihnachten 2022, aber nicht nur als singuläres Fest, sondern über die Tage dieses Festes auch weit hinaus.

Gesegnete Festtage wünscht
Hartmut Keitel

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